+++Alytus+++Vilnius+++Siauliai+++Riga+++
Auf der einen Seite war ich ja froh endlich Polen zu verlassen. Es ist ein Zeichen,
dass es voran geht und außerdem war ich noch nie im Baltikum.
Auf der anderen Seite wäre ich gerne noch weiter in Polen gefahren. Die Strecken sind super, die Autofahrer rücksichtsvoll und unaufdringlich- anders als erwartet und schließlich könnte ich schon ein paar Phrasen auf polnisch, die ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit anwendete.
Mein erstes Ziel in Litauen sollte Wilna sein.
Hier gibt es nen Händler von Navigationsgeräten, wo ich mir Nachschub holen wollte.
Bis jetzt habe ich nie Musik beim Radfahren gehört. Das hat zur Folge, das man zum Opfer von ganz, ganz schlimmen Ohrwürmer wirde (Echt-du trägst keine Liebe in dir, Pussycat Dolls-Don't cha und dem Inspector Gadget Titelsong um nur einige ganz merkwürdige zu nennen). Lieder die man sich nicht ohne Androhung harter Strafen ernsthaft anhören würde.
Woher kommt den sowas?
Auf jeden Fall habe ich dem entgegen gesteuert, indem ich mir einige Folgen der Hörspielserie "Offenbarung 23" gab. Dort geht es um Verschwörungstheorien.
Angefixt davon wurde mir in Wilna einiges klar. Überall diese Symbole:
Wilna ist in Illuminatenhand!
Außerhalb dieses Wahnes schaffte ich es mir nen paar Museen und Kirchen anzusehen. Super interessant sind die öffentlichen Busse, die mit Strom betrieben werden.
Der beste Ort Leute kennen zu lernen sind Hostelküchen.
Schade nur, dass in meiner Hostelküche gerade Markus aus Deutschland einen nicht enden wollenden Monolog über die Welt und wie man sie versteht, halten musste.
Markus, vielleicht 24, ein Typ wie ein Milchbrötchen, war mit seiner Theatergruppe in Wilna um dort 'Workshops' zu geben. Scheiße - und ich saß mit einem Mal im Publikum, während er nen Handstand in der Küche machte und uns minutenlang eine Szene aus einem Stück mit dem zweifelnden Mohammed vorspielte.
Um mich abzugrenzen schaute ich abwechselnd aus dem Fenster oder spielte mit dem Handy.
So ne Typen- ne Hostelküche als große Bühne verstehen und bei Activity verliehren sie trotzdem.
...
Weiter ging es in Richtung Riga.
Die drei Feinde des Radfahrers sind
I. schlechte Wege
II. Gegenwind
III. Regen
Litauen setzt mit regelmäßigen Hagelschauern noch einen drauf.
Auf jeden Fall musste ich mal wieder feststellen, dass sich mein alter Herr tüchtig geirrt hatte.
Im letzten Herbst prophezeite er mir noch:
"Nen halbes Jahr mit dem Rad?!?!?- Da halt ich nichts von!
Und außerdem verlierst du SPÄTESTENS nach zwei Wochen wieder dein Portemonnaie!..."
Nun... es waren fast drei Wochen als ich mich dabei erwischte, wie ich voller Panik zum dritten mal den kompletten Inhalt meiner Packtaschen im Zelt breit schmiss um mein Geld zu suchen. Das letzte Mal hatte ich es in einem kleinen Geschäft, 20 km vom Zeltplatz verwendet. Also hab ich das mal flux abgecheckt - erfolglos.
Zum Glück hatte ich in meinem Geldbeutel nen paar meiner feschen Visitenkarten. Mit Telefonnummer. Hier bekam ich auch ne Nachricht, das es gefunden ist und ich es abholen kann.
Ich verlor es aus der Tasche nach dem Einkauf. Es lag auf der Straße und wurde die ganze Nacht über von den vorüber fahrenden Autos glatt gebügelt. Am nächsten Morgen fand es die Sekundarschullehrerin Rita, die mich informierte. Ich holte es in der Schule ab. Musste ins Lehrerzimmer und Platz nehmen. Sie hatte sich vorbereitet. Auf ihrem Schreibtisch lagen Notizen in Deutsch und Google.translator war noch auf dem Monitor offen. Im Frontalunterricht erklärte sie mir, dass sie das Portemonnaie 1 km hinter dem Ortsausgangschild gegen 7:30 Uhr gefunden hat ( ... wahrscheinlich Mathelehrerin...)
Und das alle Karten außer Personalausweis und Führerschein zerbrochen sind.
Ich hab mich natürlich tierisch gefreut über mein Glück und hab ihr zum Dank solch eine
fesche und frisch gebügelte Visitenkarte geschenkt.
Tja Lo - da is wohl ne Entschuldigung fällig!
Ein absolutes Highlight zwischen Wilna und Riga ist der "Berg der Kreuze". Tausende von Kreuzen, Kruzifixen, Rosengränzen und anderen religiösen Gegenständen befinden sich hier.
Am Sightseeing Shop- an dem man auch Kreuze kaufen kan,n um sie 100m weiter in die Er zu stecken, traf ich einen Zahnarzt aus Heidelberg. Er war mit nem Reisebus unterwegs um das Baltikum abzuklappern.
"Das darf man ja nicht so laut sagen..." flüsterte er,
"... aber der ganze Bus is voll mit Ossis! Die haben halt nen unwahrscheinlichen Nachholbedarf!"
Hatte der meinen Dialekt nicht bemerkt?
Gestern Abend bin ich nun endlich in Riga angekommen. Nachdem ich die Tage zuvor immer einen großen Bogen um die Schnellstraßen geschlagen habe, bin ich gestern einfach drauf los. Die A8 immer schnurgerade nach Norden.
Ich freue mich weiterhin über News aus der Heimat.
Bis bald
Christian
Auf der einen Seite war ich ja froh endlich Polen zu verlassen. Es ist ein Zeichen,
dass es voran geht und außerdem war ich noch nie im Baltikum.
Auf der anderen Seite wäre ich gerne noch weiter in Polen gefahren. Die Strecken sind super, die Autofahrer rücksichtsvoll und unaufdringlich- anders als erwartet und schließlich könnte ich schon ein paar Phrasen auf polnisch, die ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit anwendete.
Mein erstes Ziel in Litauen sollte Wilna sein.
Hier gibt es nen Händler von Navigationsgeräten, wo ich mir Nachschub holen wollte.
Bis jetzt habe ich nie Musik beim Radfahren gehört. Das hat zur Folge, das man zum Opfer von ganz, ganz schlimmen Ohrwürmer wirde (Echt-du trägst keine Liebe in dir, Pussycat Dolls-Don't cha und dem Inspector Gadget Titelsong um nur einige ganz merkwürdige zu nennen). Lieder die man sich nicht ohne Androhung harter Strafen ernsthaft anhören würde.
Woher kommt den sowas?
Auf jeden Fall habe ich dem entgegen gesteuert, indem ich mir einige Folgen der Hörspielserie "Offenbarung 23" gab. Dort geht es um Verschwörungstheorien.
Angefixt davon wurde mir in Wilna einiges klar. Überall diese Symbole:
Wilna ist in Illuminatenhand!
Außerhalb dieses Wahnes schaffte ich es mir nen paar Museen und Kirchen anzusehen. Super interessant sind die öffentlichen Busse, die mit Strom betrieben werden.
Der beste Ort Leute kennen zu lernen sind Hostelküchen.
Schade nur, dass in meiner Hostelküche gerade Markus aus Deutschland einen nicht enden wollenden Monolog über die Welt und wie man sie versteht, halten musste.
Markus, vielleicht 24, ein Typ wie ein Milchbrötchen, war mit seiner Theatergruppe in Wilna um dort 'Workshops' zu geben. Scheiße - und ich saß mit einem Mal im Publikum, während er nen Handstand in der Küche machte und uns minutenlang eine Szene aus einem Stück mit dem zweifelnden Mohammed vorspielte.
Um mich abzugrenzen schaute ich abwechselnd aus dem Fenster oder spielte mit dem Handy.
So ne Typen- ne Hostelküche als große Bühne verstehen und bei Activity verliehren sie trotzdem.
...
Weiter ging es in Richtung Riga.
Die drei Feinde des Radfahrers sind
I. schlechte Wege
II. Gegenwind
III. Regen
Litauen setzt mit regelmäßigen Hagelschauern noch einen drauf.
Auf jeden Fall musste ich mal wieder feststellen, dass sich mein alter Herr tüchtig geirrt hatte.
Im letzten Herbst prophezeite er mir noch:
"Nen halbes Jahr mit dem Rad?!?!?- Da halt ich nichts von!
Und außerdem verlierst du SPÄTESTENS nach zwei Wochen wieder dein Portemonnaie!..."
Nun... es waren fast drei Wochen als ich mich dabei erwischte, wie ich voller Panik zum dritten mal den kompletten Inhalt meiner Packtaschen im Zelt breit schmiss um mein Geld zu suchen. Das letzte Mal hatte ich es in einem kleinen Geschäft, 20 km vom Zeltplatz verwendet. Also hab ich das mal flux abgecheckt - erfolglos.
Zum Glück hatte ich in meinem Geldbeutel nen paar meiner feschen Visitenkarten. Mit Telefonnummer. Hier bekam ich auch ne Nachricht, das es gefunden ist und ich es abholen kann.
Ich verlor es aus der Tasche nach dem Einkauf. Es lag auf der Straße und wurde die ganze Nacht über von den vorüber fahrenden Autos glatt gebügelt. Am nächsten Morgen fand es die Sekundarschullehrerin Rita, die mich informierte. Ich holte es in der Schule ab. Musste ins Lehrerzimmer und Platz nehmen. Sie hatte sich vorbereitet. Auf ihrem Schreibtisch lagen Notizen in Deutsch und Google.translator war noch auf dem Monitor offen. Im Frontalunterricht erklärte sie mir, dass sie das Portemonnaie 1 km hinter dem Ortsausgangschild gegen 7:30 Uhr gefunden hat ( ... wahrscheinlich Mathelehrerin...)
Und das alle Karten außer Personalausweis und Führerschein zerbrochen sind.
Ich hab mich natürlich tierisch gefreut über mein Glück und hab ihr zum Dank solch eine
fesche und frisch gebügelte Visitenkarte geschenkt.
Tja Lo - da is wohl ne Entschuldigung fällig!
Campen und Radfahren |
Typische Höfe in Litauen |
Am Sightseeing Shop- an dem man auch Kreuze kaufen kan,n um sie 100m weiter in die Er zu stecken, traf ich einen Zahnarzt aus Heidelberg. Er war mit nem Reisebus unterwegs um das Baltikum abzuklappern.
"Das darf man ja nicht so laut sagen..." flüsterte er,
"... aber der ganze Bus is voll mit Ossis! Die haben halt nen unwahrscheinlichen Nachholbedarf!"
Hatte der meinen Dialekt nicht bemerkt?
Gestern Abend bin ich nun endlich in Riga angekommen. Nachdem ich die Tage zuvor immer einen großen Bogen um die Schnellstraßen geschlagen habe, bin ich gestern einfach drauf los. Die A8 immer schnurgerade nach Norden.
Ich freue mich weiterhin über News aus der Heimat.
Bis bald
Christian