Dienstag, 20. September 2016

riding the bullet

Noch immer treibe ich mich in Indien herum. Das Land mit den freundlichsten Hakenkreuzen der Welt.
...
Delhi ist überwältigend.
Überall sind Menschen und der Verkehr bildet einen eigenen Organismus der sich durch die Gassen quetscht. Nirgends kann man verweilen. Begibt man sich auf die Straße wird man sofort zu einem Teil dieses Verkehrs. Stehen bleiben und verweilen ist nicht möglich. Kein Wunder, dass ich ständig von Straßenhändler aufgefordert werde in ihr Geschäft zu kommen. Zumindest in der Ecke rund um mein Hostel. Hier treiben sich verdammt viele Touristen rum und die Händler haben sich darauf eingestellt. Man findet alles was der Backpacker benötigt. Fancy Batik-Shirts, Che Guevara Flaggen, Haschpfeifen., Nutella und Klopapier.

In meinem Zimmer traf ich auf Karsten aus Baden Württemberg. Er liebt das Reisen, ist gern unterwegs und will Land und Leute kennen lernen.
"Wie wars am Taj Mahal?" wollte ich wissen.
"1000 Rupees..." sagt er "... und des nur weil de Turischt bist! "DIE" hänn viel weniger bezahlt."
Mit "DIE" meinte er immer "Inder".
"Und damit nicht genug- Busfahrt war auch teuer! Und zu essen gabs nichts. Des Essen von "DENEN" kannste eh nicht essen. Auch alles dreckig hier! ... und überhaupt!"
Beinschmerzen hatte er auch, woraufhin er sich gleich ne Überdosis von irgendwelchen Schmerzmitteln reinpfiff. Die Nacht verbrachte er dann kotzend auf dem Klo.
"Desch kommt von dem Essen, weisch?"
Zwei Tage später brach er seine Reise ab und flog nach Deutschland zurück.
Ich bin mir sicher, Indien wird ihn nie wieder sehen.

Es nagte an mir, dass ich nicht mehr genug Zeit hatte mit dem Rad weiter nach Agra zu fahren um das Taj Mahal zu sehen. Das wäre alles zu knapp. Also entschied ich mich für das einzig Sinnvolle.
Ich mietete mir eine Royal Enfield 500 - das beste Motorrad Indiens - für nen Abstecher nach Agra. Diese Maschinen sind ein Überbleibsel der britischen Besetzung und haben sich auch seit deren Ende kaum verändert.
So vor mich hinblubbernd fuht mich meine "Bullet" durch hektische Dörfer und an Reisfeldern vorbei. Ständig brachte sie fitschende Fehlzündungen heraus. Erst spät abends kam ich in Agra an und mache mich auf die Suche nach nen paar Straßensnacks.
Ich fiel dort wieder auf wie ein bunter Hund. Selbst hinter meinen Rücken wurde über mich geredet. Zig Touristen verirren sich nach Agra- die Menschen sollten sich doch daran schon gewöhnt haben.
Der Grund war aber nen anderer.
Tatsächlich brauchte es den Rezeptionisten im Hostel, der mich darauf hinwies, dass ich rumlaufe wie ein Schwein! Mein Gesicht war rabenschwarz vom Staub der Straße.

Am nächsten Morgen schaute ich mir das Taj Mahal und das Agra Fort an. Schon beeindruckend, aber auch irgendwie genau so wie man sichs vorstellt. Am faszinierendsten ist die Akustik im Mausoleum des Taj Mahals. Man hört jeden Schritt, jedes Getuschel und jede Münze, die als Spende auf die Gräber geschmissen werden. Irgendwo hab ich auch gelesen, dass sich in diesem Raum das Echo bis zu 28 Sekunden hält.

Die Bullet brachte mich wieder sicher nach Delhi. Rechtzeitig genug um Diana zu treffen. Zusammen wollen wir mit nem Auto ins Himalaya Gebirge. Allerdings ließ sie auf sich warten. Anscheinend gefiel ihr es in Abu Dhabi so gut, das sie dort drei Tage abstieg. Ich verbrachte die Zeit damit durch die Bazaare Delhis zu stromern und Vorräte für den Trip zu besorgen.

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