Sonntag, 24. Juli 2016

a cycler with an altitude

+++Cholpon Atta+++Balukchy+++Bishkek+++Sari Bulak+++Son Kul Lake+++Ak-Tal+++

Das Beste zuerst:
Ich hab endlich mein Chinavisum! - Chinavisum de luxe!
Statt den von mir angegebenen Einreisetermin, den ich im Nachhinein viel zu sportlich gewählt und mich ziemlich darüber geärgert hatte, besorgte mir die Agentur ein 30 Tage-Visum, welche ich innerhalb von drei Monaten nehmen kann. Damit bleibe ich recht flexibel und habe nun genügend Zeit um gelassen durch Kirgistan zu radeln. Das fetzt. Danke Babs!


Angefangen hat meine Woche am Issyk Kul Lake.
Von Balukchy fährt der Zug nach Bishkek. Die letzten Stunden vor Abfahrt "chillexte" ich am Strand. Hier traf ich Barbara und Jonathan- nen Pärchen aus Brüssel. Auch sie warteten auf den Zug.
Bei Bier und Wodka vergingen die fünf Stunden im Rumpelzug ziemlich flott.


Es fühlte sich ein wenig an, als würde man wieder nach Hause kommen, als wir wieder im "athouse" aufschlugen. Diesmal traf ich auch die Besitzer - Angie und Nathan. Nathan ist vor sechs Jahren auf dem Karakorum Highway von China nach Pakistan gefahren. Eine der höchsten Straßen der Welt mit dem höchsten Grenzübergang der Welt.
Das liegt auch auf meiner Route. Er gab mir nen paar Tipps, in welchen Regionen man sich besser nicht aufhält und wie man steinewerfenden Kindern entkommt. Na danke!
..
Der Hauptgrund für meine Rückkehr nach Bishkek war natürlich mein Visum, welches ich zur deutschen Botschaft schicken ließ, aus Mangel einer eigenen Anschrift in Kirgistan. Deren Job bestand also nur darin ein Paket anzunehmen und es mir zu übergeben. Tausende freundliche Nachbarn machen das täglich ziemlich unkompliziert.
Aber nicht so die Repräsentanten eines der bürokratischsten Ländern der Welt. Die haben schließlich einen Ruf zu verlieren.
Mein erster Anlauf scheiterte mit den Worten:
"Für solche Angelegenheiten kommen sie bitte während der Sprechzeiten von 14:30 bis 15:30 Uhr wieder!"
14:15 Uhr - ich bin ja nunmal auch Deutscher und deshalb immer überpünktlich - stelle ich mich hinten an der Schlange vor der Botschaft an (andere Deutsche schienen noch pünktlicher zu sein) unterzog mich einer Sicherheitskontrolle - musste mein Handy ausmachen und abgeben und wurde dann endlich zu einem Schalter aufgerufen. Der Schalter war in einer verglasten Hannibal-Lekter-Gedächnis-Zelle in der es nur möglich war mit dem Gegenüber über ein Telefon zu kommunizieren.
"Ich möchte meinen Pass abholen. Der ist gestern mit DHL hier angekommen."
"Davon weiß ich nix- aber ich schau mal schnell."
Ich verbrachte die nächste halbe Stunde damit, mit meinen fettigen Fingern Botschaften auf die Edelstahlamaturen zu schreiben.
"Der zuständige Kollege ist gerade in einem wichtigen Gespräch."
wurde ich vertröstet.
Langsam kamen Heimatgefühle auf. Ich entdecke den Kugelschreiber mit den man viel leichter kleine Schmierereien auf den Bänken hinterlassen konnte. Ich erinnerte mich an meine Schulzeit zurück. 6. Stunde Physik- Frau Baumbach!
Ein gutgekleiderter Herr mit schnieker Brille tauchte vor der kugelsicheren Scheibe auf. "Hmm mal sehen..." sagte er in einer wichtigen Stimme.
Er kontrollierte meine Personalien, machte Kopien meines Passes und meines Personalausweises, den ich zur Identifikation vorlegen musste und laß mir die wichtigsten Textpassagen aus dem vorangegangenen Emailverkehr vor. Alle Dokumente, die zur korrekten Übergabe eines Reisepasses notwendig sind heftete er sauber ab.
Falls in der Zukunft mal Jemand kommen sollte und fragt:
"Wie warn das damals mit Pamers Reisepass?" ,
dann wird er mit einem verschmitzten Lächeln ins Archiv gehen und im Regal "Pa-Pe" mit sicherem Griff meine Akte finden können.
Nach ner knappen Stunde hielt ich also mein Visa in der Hand.
...
Auf zur Post.
Hier wartete angeblich ein Paket aus Berlin auf mich. Ein Paket mit eines der nippbarste Getränke der Hauptstadt. Nach dem Reinfall in Moskau war ich ziemlich skeptisch.
Doch tatsächlich überreichte man mir in gefühlter Zeitlupe ein Paket vom "Am Tempelhofer Berg 6".
Danke MAMPE - danke Sarah.
Das traf sich auch besonders gut, den abends hatte ich eine Einladung bei Phillip und Estrella. Ich traf das irisch/spanische Pärchen vor zwei Wochen auf der Schnellstraße in Kasachstan.
Tja was soll ich sagen?- es wurde nen lustiger und langer Abend bei ausführlichen Reisegeschichten und ner ordentlichen Portion Berlin.


Mitten in der Nacht schmiss mich der Bus der Reiseagentur "Keimig" an einer kleinen Raststätte raus. Das Gasthaus hatte zu und ich musste mir im Dunkeln einen vernünftigen Zeltplatz suchen. Der Vollmond half mir dabei.


Ein Pass trennte mich noch vom Son Kul Lake. Die letzten 10 km bestanden aus einem Anstieg auf unbefestigten Straße von 2500 auf 3450 Höhenmeter.
Ich war noch nie in solch einer Höhe gewesen. Mein Körper auch nicht.
Das machte mir ganz schön zu schaffen.




Ich konnte mein Rad nur schieben, musste ständig pausieren und bekam nicht genug Luft.
'So ein Flachländer macht schon ab 3000 Metern schlapp' - ärgerte ich mich.
Auch mein Schlaf in dieser Höhe war sehr unruhig. Hinzu kam das Verlangen auf Tomatensaft.
Tief in meinen Taschen kramte ich nach meiner Winterhose, Mütze, Handschuhe und Wärmflasche. Diese hatte ich seit Moskau nicht mehr benötigt. Allerdings lag hier oben Schnee und es stürmte.


Am See mietete ich mir eine Jurte. Auch drei Franzosen verschlug es hierher. Sie kamen mit ihren KTMs und nem alten Mercedesbus aus Europa. Gegen Abend saßen alle Gäste in einer Jurte und wurden fürstlich verpflegt.
Azamat - der Hausherr - feuerte abwechselnd den Ofen mit Kuhdung und reichte uns Tee. (mit der gleichen Hand).

Am nächsten Morgen probierte er mein Rad aus und bot mir an:
"Wenn du mir dein Rad gibst, kriegste mein Pferd!"
Verlockend!
Ich überlegte wo ich dort meine Packtaschen einklicken kann und welche Beförderungsbedingungen wohl bei den gängigsten Airlines für Pferde gelten würden.


Gestern Abend erreichte ich den Moldu Ashu Pass.
Hier, am Ausweg aus dem Gebirge, saßen einige Kirgisen singend zusammen und gaben sich bei Wodka und fermentierter Pferdemilch die Kante. Ich wurde eingeladen.
Das machte die Abfahrt allerdings auch nicht leichter. Zwei Stunden verbrachte ich auf den Serpentinen.


Heute habe ich Muskelkater in den Unterarmen vom ständigen Bremsen. Die nächsten Tage verbringe ich auf dem Weg nach Osh- der letzten großen Stadt vor China.
...
Soweit von mir - was gibt's neues in der Heimat?

Samstag, 16. Juli 2016

Der UFO-See

+++Karakol+++Cholpon Atta+++

Ne ziemlich faule Woche liegt hinter mir. 300 km in 7 Tagen. Naja, ich muss halt nen bisschen Zeit schinden, bis ich meinen Pass in Bishkek abholen kann. Das Visa wurde mir erteilt- jetzt sind die Papiere auf dem Weg zurück nach Kirgistan. Per Express versteht sich. Bis jetzt hat mich dieser Chinavisumsspaß über 300 Euro gekostet - oh man!
Aber wenn alles klappt, will ich mich gar nicht beschweren.

Die Tage waren also ziemlich entspannt- meistens lümmelte ich bis mittags im Zelt rum, hatte nen ausgiebiges Frühstück, blätterte in meinem Buch oder beobachtete den See.


Wie jeder Gebigssee hat auch dieser seine Mythen. Nicht allein die mysteriösen Funde von riesigen Wesen in  Silberanzügen sind gruselig (hier) 
auch die Berichte von nem UFO Absturz in den 90ern sind nen spannendes Ding - nein ich habe nicht zu viele merkwürdige Hörbücher in letzter Zeit gehört!
Angeblich stürzte in den Bergen solch ein Flugobjekt ab, nachdem es sich mit 7000 km/h vom kaspischen Meer entfernte. Ein Jahr später gelang es Forschern das Objekt zu fotografieren, allerdings stellte sich später heraus, dass die Fotos überbelichtet waren. So ein Ärger. (Shaitan Mazar)
Kann aber auch alles nur Quatsch sein und hat vielleicht mal wieder was mit der speziellen Flora und deren Wirkstoffen hier am See zu tun.


In Karakol hatte ich das Glück bei Nuri und ihrer Familie wohnen zu dürfen. Sie wohnt in den Semesterferien bei ihren Eltern um diese in ihrem Geschäft - eine viel besuchte Bäckerei auf dem Bazar- zu unterstützen. Mit nur vier Kindern ist es eine kleine Familie. Solch eine Gastfreundschaft ist unbeschreiblich. Am Tisch bekam ich immer die größten Portionen und Tee-flatrate. Es war mir schon ein wenig unangenehm so umsorgt zu werden. Erst als ich aufhörte meinen Teller leer zu essen und den Tee auszudrinken hörte das Mästen auf.

Karakol ist ein beliebter Ausgangspunkt für tagelange Wanderungen ins Gebirge. Also startete auch ich mit dem Rad eine Eintagestour. Mit dem Rad bin ich ja schneller als zu Fuß und komme bestimmt bis zu den Heißen Quellen am Ende des Tales. Dachte ich. Fuchs wie ich bin. Allerdings war der Weg auf weiten Strecken so steinig, dass ich mein Rad nur schieben konnte. Als ich Rast machte kam mir ein Pärchen entgegen.
"Ey - wir kennen uns doch!"
"Ja?"
"Klar! Wir standen gemeinsam an der litauisch/russischen Grenze."
Sie hatten Recht. Das ist zwar mehr als zwei Monate und 4000 km her, aber ich erinnerte mich an die beiden Franzosen, die mit ihrem SUV ihre Flitterwochen auf dem Weg in die Mongolei verbringen wollten. Im Gegensatz zu mir sind sie damals allerdings nicht über diese Grenze gekommen, weil sie sich geweigert hatten die russischen Beamten mit 200 Euro zu schmieren.
Solch eine kleine Welt!

Mir wurde klar, dass ichs nicht mehr zu den Quellen schaffen würde. Also konzentrierte ich mich mehr darauf einfach die Natur zu genießen und noch nen paar ausgebige Pausen zu machen. War ja auch irgendwie mein Ruhetag.
Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Fast so schön wie in Minecraft.

Am nächsten Tag gings weiter auf meiner Tour um diesen riesigen See. Immerhin der zweitgrößte Gebigssee der Welt. Die Zeltplatzsuche gestaltete sich nicht so einfach wie am Südufer. Hier war der Strand meißt dicht bewaldet und durch eine Sumpflandschaft von der Straße getrennt. Mehrmals versuchte ich mich zum See vorzuschlagen musste aber immer abbrechen, weil ich nicht weiter voran kam.
Es wurde langsam dunkel und die Zeltoptionen nicht besser. Ich entschied mich für ein kleines Waldstück nahe einer Wiese. Ich wusste nicht, das hier am Morgen die Hirten ihre Mühe auf diese Weise treiben würden und so wurde ich gegen 7 Uhr von nem herangaloppierende Jungen geweckt. Er war ungefähr 9 Jahre und wollte alles genau wissen. Ich musste ihm mein Rad erklären, die Uhr, die ich am Lenker festgemacht hatte und welches Handy ich habe.
Er wollte die Uhr.
"Nein, die brauch ich noch. Das ist ein Erinnerungsstück."
Ich kramte stattdessen ein paar Bonbons für ihn hervor. Mittlerweile versammelten sich noch zwei weitere Reiter samt Hunden vorm Zelt.
Um 7!!!
Ich wollte noch schlafen!!!
Der Stift inspizierte die Bonbons, wickelte einen aus und versuchte ihn an das Pferd zu verfüttern. Das wollte aber nicht und ließ sich auch nicht verarschen als er etwas Gras um die Süßigkeit wickelte. Dann schmiss er es eben dem Hund hin. Der fraß es sofort- argwöhnisch den Gaul beobachtend, ob er es sich nicht doch noch anders überlegt. Hunde können da nicht anders.
Na gut, die Nacht war vorbei. Ich machte mich daran meine Sachen langsam zusammen zu packen. Aus dem Augenwinkel sah ich meine Uhr in der Hosentasche des Jungen verschwinden.
Ich sprang zu ihm hin:
"Du kleines Mistaas!! Ich glauwe es hackt! DIE UHR RAN!!!"
Mit einem Mal verstand er Mansfeldisch. Ich nahm ihm die Uhr ab.
"Verschwinde!"
Ich hoffe er fällt vom Pferd und bricht sich das Genick - noch vor seinem zehnten Geburtstag.
Der spinnt ja wohl...

Seitdem passe ich noch ein bisschen besser auf meine Sachen auf. Aber mein Verhältnis zu den Kirgisien bleibt unbeschadet. Am gleichen Tag traf ich noch einige nette Leute und mir war klar, dass solche Vorfälle hier wohl eher die Ausnahme sind.

Der nächste Zeltplatz wurde dafür um so besser. Direkt am Strand, geschützt von einem großen Strauch. Nebenan gingen Menschen und Kühe baden.

Cholpon Atta ist das Phuket des Issyk Kul Sees. Wo sich auch immer in der Welt eine wunderschöne Natur zusammen mit glasklaren Wasser befindet gibt es eine Stadt mit angrenzendem Flughafen und riesigen Hotelanlagen.
Das ist Cholpon Atta. Hier finde ich alles was ich bis jetzt vermisst habe: Paragliding, Banana boat, Hüpfburgen, Schießbuden und Karaoke.
Trotzdem verbringe ich hier einen ganzen Tag. Nicht zuletzt des guten Essens wegen. Morgen geht's allerdings wieder zurück nach Bishkek, um das Visa abzuholen.



Samstag, 9. Juli 2016

Wo zum Teufel liegt Kirgistan?

+++Grenze zu Kirgistan+++Bishkek+++Issyk Kul See+++

Der Grenzübertritt nach Kirgistan war einfach. Der Grenzbeamte tippte auf meinen Pass und fragte:
"Ist das dein Geburtsdatum?"
"Ja - der 5.6.1985."
"Ich bin am gleichen Tag geboren!" Das Eis war gebrochen.
"Bist du denn schon verheiratet?" fragte er mich.
"Nein."
"Warum nicht?"
"Keine Ahnung. Bist du denn verheiratet?"
"Nein...." sagte er etwas traurig.
Er gab mir meinen Pass zurück:
"Dawei.. Heil Hitler!"
Der nächste Grenzbeamte gab sich damit zufrieden, dass ich wusste das die deutsche Nationalmannschaft Italien besiegt hatte.

In Bishkek angekommen fuhr ich zum at-house.
Die Adresse hatte ich von Jeff- dem amerikanischen Radfahrer, der uns vor Shimkent entgegen kam. Das Haus gehört nem kanadischen/ bulgarischen Pärchen.
Hier ist das optimale Hauptquartier für Radtouren durch Kirgistan. Überall hängen Landkarten, es gibt ne kleine Werkstatt in der man alles findet um sein Rad zu reparieren und einige Radreisende steigen hier ab, mit denen man Erfahrungen austauschen kann.



Montag musste ich mich um mein Chinavisum kümmern. Der Mist ist ja der, dass man ein Visum für China nur maximal 50 Tage vor Reiseantritt beantragen kann. Es war also nicht möglich das schon im Frühjahr zu erledigen. Laut den Erfahrungsberichten die ich vorher recherchiert hatte, bezieht man das Visa üblicherweise direkt in Bishkek bei einer der zahlreichen Reiseagenturen.
Allerdings ändert sich sowas auch schnell.

"Es ist nur möglich ein Visa zu bekommen, wenn sie mit dem Flieger nach China reisen. Dann aber auch erst bei der Ankunft in China. Die Gesetze hierzu haben sich in den letzten Monaten für Europäer verschärft." Wurde ich aufgeklärt.
"Warum denn das?"
"Weil die Europäer ihre Einreisebestimmungen für Chinesen verschärft haben und die Chinesen darauf reagieren."
"Na super- da ist ja mal wieder jedem geholfen!"
Deswegen schicke ich jetzt meinen Pass zu ner deutschen Agentur, die sich um das Visa kümmert und mir den Pass dann nach Kirgistan zurück schickt.
So ein Blödsinn!
So ein teurer Blödsinn!!!
 ...
Dafür hatten wir ziemlich viel Spaß im Haus.
"Happy Independence day to the only peaceful nation of the world!" rief Alex, selbst Amerikaner, nicht ganz ohne Sarkasmus.
Tatsächlich trafen wir uns abends mit einigen anderen Amerikanern in ner Bar um zu feiern.
Diese Leute arbeiten für den "peace corps". Eine Art amerikanischer Freiwilligenorganisation, die den Leuten in anderen Ländern beibringt, wie sie zu wirtschaften haben, oder wie sie sich gesund halten.
Ziemlich amerikanisches Ding und auch ziemlich amerikanische Amerikaner.
Nach nen paar Drinks wurden diese zu "Tic Tac Toe" und "Lucilectric" allerdings doch ganz locker.
...
Mein letzter Tag im Haus war auch für einige andere Bewohner der letzte Tag.
"Wollen wir heute abend nicht zusammen kochen?" meinte Bingh. Sie ist Französin und mit ihrem Freund Alessio starten Sie auch von Bishkek ihre Radtour.
Also fuhren wir zum Basar. Es war ein Selbstläufer. Alessio, ein italienischer Koch, der in Frankreich ein vietnamesische Restaurant hatte, wirbelte über den Basar, nahm unterschiedlichstes Gemüse und Kräuter in die Hand prüfte diese, roch daran, verhandelte und kehrte anschließend mit der Beute wieder zu Bingh und mir zurück, die bereitwillig die Taschen aufhielten, um alles zu verstauen.

Wow war das ein Essen. Es war ziemlich gut mit all diesen Leuten in der Küche rum zu wuseln und anschließend bei nem fetten Dinner zusammen zu sitzen.

Die Wartezeit auf mein Visa Fülle ich mit ner Radtour zum See. Der Issyk Kul Lake ist der zweitgrößte Gebigssee der Welt.
Johanna, eine englische Kanadierin aus Toulouse begleitete mich die ersten Tage. Jetzt komme ich zum ersten Mal während dieses Trips in die Berge. Allerdings entschädigt die Landschaft für die Strapazen.

Wir fahren durch das Dorf "Rot-Front". Hier leben seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einige Deutsche. Doch statt dickbäuchigen blassen Kerlen, die sich bei Weizenbier und Grill auf die Spiele der Fußball EM einstimmen, fanden wir nen ziemlich armes kleines Fleckchen Erde. Gerade mal ein kleiner Tante-Emma Laden diente als Highlight und somit als Dorftreffpunkt.
 ...
Gegen Abend erreichten wir die Ruinen der Stadt Burana. Hier war eine bedeutende Zwischenstation für die Händler der Seidenstraße. Funde von indischen und chinesischen Münzen zeugen davon.
Heutzutage trifft sich hier die Dorfjugend um sich bei Wodka und Ganja die Kante zu geben.
Das Zeug wächst hier aber auch überall.


Johanna wollte weiter in Richtung Osh- ich zum Issyk Kul Lake.
Direkt am Ufer wird es schon keine Berge geben - dachte ich noch so leichtsinnig.

Am Straßenrand wachsen zahlreiche Aprikosenbäume, die einem den Aufstieg leichter machen. Und außerdem wird ja auch jeder Aufstieg mit einer Abfahrt belohnt.

Soviel von eurem knauigen Christian.

Sonntag, 3. Juli 2016

Goodbye Kasachstan

++Turkistan+++Shimkent+++Taraz+++Merki+++


Mit einem liebgemeintem "Heil Hitler!" hieß man uns in Turkistan Willkommen. Das passiert einem nur in der Ferne.... oder auf der Eisleber Wiese.

Mein Quängeln der letzten Tage war erfolgreich, so dass wir genug Kilometer als Puffer herausgefahren, und somit ausreichend Zeit für das Mausoleum des Khoja Ahmed Yasawi hatten.
Eines der Top-Sehenswürdigkeiten Kasachstans.
Das ursprüngliche Mausoleum wurde im 12.Jh nach dem Tod des Khoja errichtet. Der Herrscher Timur setzte einen drauf, und erschuf im 15. Jh. ein wahnsinnig großes Gebäude um dieses Mausoleum herum, welches bis vor kurzem als Pilgerstätte diente. Der Baustil ist der gleiche, der in Samarkant zur Berühmtheit wurde. Das Gebäude ist unvollendet und man erkennt noch die 600 Jahre alten Gerüstbalken. Yasawi war ein Gelehrter, der mit 62 Jahren beschloß nur noch unterirdisch zu leben, zu studieren und dort seine Predigen durchzuführen sowie sein "Buch der Weisheit" zu schreiben.
Für nochmals 62 Jahre. Sagt unsere Führerin zumindest- das Internet weiß nichts davon, dass er 124 Jahre alt geworden ist.
Naja, wäre ja auch langweilig, wenn der einfach mit 62 in den Keller zum Sterben gegangen wäre. Den Kellerraum kann man auch besichtigen. Allerdings ist er nicht mehr Original. Die Russen haben hier Öl vermutet und das Gebäude mal flux demontiert.


Ok genug davon.
Demontiert haben wir uns am Abend auch.
Wir fanden ne super Stelle zum Zelten. Nebenan war nen Bewässerungskanal für die Äcker, der uns als Jacuzzi diente. Die Strömung war so stark, dass wir sogar eine Rutsche hatten. Die milchige Farbe des Wassers kam bestimmt durch den mitgeschwemmten Lehm und nicht durch irgendwelche Chemikalien.
Kalt wurde uns auch nicht, weil wir noch nen fettes Lagerfeuer machten. Es war unser letzter gemeinsamer Zeltabend und ein Highlight. Wasser, Feuer, Wodka, Bier, Melone.... ziemlich gut!

In Shimkent hatten wir endlich unseren Ruhetag.
Uns zog es zum Basar.
Nachdem Aki die Lokals beim Schach abgezogen hatte, fanden wir uns bei Pizza, Margaritas und Beyonce in nem kleinen Restaurant unweit unserer Pension wieder.

Diesmal werde ich mich nicht bei den Vermietern unseres Appartements für den Ausgang des Abends entschuldigen. Wer uns 10 km sinnlos durch die Stadt Jagd, um uns dann in so einer schimmligen Bude unterzubringen, muss mit Ruhestörung rechnen, finde ich.


Am Donnerstag verließen wir Shimkent. Gleichzeitig, aber nicht gemeinsam. Während Sonja und Aki nun ihre Tour in das Pamirgebirge starten, mache ich mich auf in Richtung Bishkek (Kirgistan) um mich dort meinen China-Visa Angelegenheiten zu widmen.
Das war jetzt schon unsere dritte Trennung, allerding wissen wir diesmal nicht, wann, wo und vor allem ob wir uns wiedersehen.
Immerhin haben wir fast drei Wochen zusammen verbracht- da fällt der Abschied nicht leicht.
Danke für die schöne Zeit!
...
Ich war noch nicht aus Shimkent raus, da stoppte mich Max. Ich soll mit zu seiner Familie kommen, dort schlafen, essen, trinken, duschen und ausruhen.
"Na gut - ich kann aber nur nen Stündchen auf nen Tee."
Seine Frau Schella tischte auf. Kekse, Äpfel Kuchen und allerhand anderes Zeug. Zur Zeit ist Ramadan, deswegen waren die zwei kleinen Töchter und ich die einzigen die zugreifen durften.
Naja - selber essen macht dick!
Solch eine Gastfreundschaft habe ich noch nicht erlebt. Wir unterhielten uns und ich gab den Kindern meine Kamera zum Fotos machen. So richtig begabt sind die glaub ich nicht. Max fuhr mich dann wieder zur Hauptstraße und gab mir noch allerhand Geld.
Mir gelang es nicht ihn zu überzeugen, dass ich sehr froh über die Einladung, die Mütze und die Fresspakete bin und das Geld wirklich nicht annehmen möchte.

Unterwegs sollte es mir noch öfters passieren, dass wildfremde Leute anhielten und mir Geld zusteckten.
Generell bin ich sehr froh dieses Land mit seinen Leuten besucht zu haben. Sie sind so super freundlich, winken vom Straßenrand, stecken einem Obst zu, laden zum Tee ein und erkundigen sich wie es einem geht, ob man was benötigt. Ziemlich überwältigend.
Die nächsten Tage verbrachte ich auf der Landstraße nach Bishkek. Langsam wird die Umgebung gebirgiger. Die ersten schneebedeckten Gipfel zeigen sich und geben einen Vorgeschmack auf die Zwei- und Dreitausender in Kirgistan. Auch das Wetter wird unbeständiger, wobei es doch immer über 30 Grad bleibt. Blickt man auf die Straße, fühlt man sich allerdings wie in Deutschland. Super Asphalt und nen Haufen LKWs mit deutscher Werbung.



Nun liegt Kasachstan so ziemlich hinter mir. Diese unendliche Steppe, diese ulkigen Kamele, denen die Hitze nichts auszumachen scheint und diese genialen Leute.
Trotzdem: AUF GEHTS NACH KIRGISTAN!!

Voll funny: Kasachstan vs. Mansfelder Land. Is das nicht witzig? So witzig!