Sonntag, 4. September 2016

Delhi - Delhi - Popelhi

+++Lahore+++Wagah Grenzübergang zu Indien+++Amritsar+++Narwana+++New Delhi+++


Lahore verließ ich am Sonntag.
Natürlich nicht, ohne vorher einen Abstecher zur Badshahi Masjid Moschee zu machen. Ein wunderschöner Bau mit weitläufigem Vorplatz. Irgendwie schaffen es echt viele Religionen ihren Gebetshäusern einen Character der Begegnungsstätte zu verpassen. Durch freie Flächen und ruhige Ecken und Winkel, in denen man sich zurück ziehen kann. Dagegen wirkt jede katholische Kirche wie Frontalunterricht.
Anschließend deckte ich mich beim Eis- und Süßigkeitendealer ein.

30 km hinter Lahore liegt die Grenze zu Indien, die aufgrund der Spannungen zwischen diesen Ländern auch als Berliner Mauer Asiens bezeichnet wird. Jeden Tag findet hier die zeremonielle Wachablösung statt. Eine Stimmung wie im Fußballstadion. Die Zuschauer, die sich auf die eigens für dieses Spektakel angelegten Tribüne stopfen, schwenken Fahnen und singen Lieder. Einige sind in den Nationalfarben amgemalt.
Der Anheizer erklärt, an welcher Stelle alle ausflippen müssen und stimmt Fangesänge an. Ein Man mit einer Kühlbox voll Eis quetscht sich durch die Menge. Dann kommen die Artisten, verkleidet als Soldaten mit Zirkuspferdmütze. Befehle werden geschrien, Trommeln ertönen und ein oder zwei Darsteller laufen im Stechschritt auf die beiden Grenztore zu.
Die Menge flippt aus, so wie wir das geübt haben.
In dem Moment als man denkt "Jetzt läuft er gleich ins Tor!" stoppt er und tritt sich mit seinem eigenem Schienbein vorn Kopf. Die Mütze bekommt einen Knick. Das wiederholt sich nen paarmal bis alle Leute applaudieren und auf die Straße stürmen.

Amritsar heißt die erste Stadt in Indien und ist berühmt für sein Bier.
Also vielleicht nicht weltberühmt.
Für Leute wie mich, die aus Pakistan kommen, genügt die Tatsache, dass es überhaupt welches gibt.
Der größte Tempel der Sikh liegt im Zentrum der Altstadt, umgeben von den stressigen Bazarstraßen. Harmandir Sahib oder auch - der goldene Tempel.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass es möglich ist in diesem Tempel für einige Nächte unterzukommen. Klare Sache, dass ich das machen werde.
Sikhs tragen Turban und Dolch. Sie schneiden sich nie die Haare oder den Bart, weshalb sie alle 20 Jahre Alter aussehen. Sie sind häufig Vegetarier und verzichten auf den Konsum von Drogen. Noch nicht mal nen kleines Bierchen! - soviel dazu.
Betritt man den Tempel muss man seine Schuhe ausziehen und seine Haare bedecken. Man steigt durch eine kleine Pfütze, um seine Füße zu reinigen. Einige Pilger schöpfen ein wenig dieses Fußwassers ab und nehmen es mit. Hier beginnt also schon das Heilige. Der Tempel selbst ist ein beeindruckender Komplex aus Marmor und Gold. Ein vergoldestes Gebäude steht in der Mitte eines Fußballfeld-großem Wasserbasins.
Allerdings ist es kein Wasser sondern Nektar - heiliger Nektar. Leute baden darin um die Heilkräfte dieses Nektats zu empfangen. Ich treffe dort Sahel, der mich herumführt und mir einiges erklärt.

Der goldene Tempel wurde von Gott gebaut. In diesem befindet sich das heilige Buch der Sigh. Männer sitzen um dieses Buch und streichen mit einem Bündel aus Federn über die Seiten. Im gleiche Raum sind weitere Leute, die Melodien auf ihren Trommeln und Instrumenten erzeugen und dazu singen. Den ganzen Tag lang.
Wirkt alles sehr meditativ.
Dieser Gesang wird über Lautsprecher übertragen und durchflutet die gesamte Anlage. Tritt man aus diesem Gebäude heraus und läuft über eine Brücke zurück zum Beckenrand so empfängt man dort die Hostien.
Mit beiden zum Himmel geöffneten Händen tritt man vor einen alten Mann, der in eine Riesenschüssel voll braunen Pamps greift und dir eine Handvoll überreicht. Irgendein warmer süßer Brei. Dieser verklebt dir sofort die Eingeweide, der Zucker macht dich glücklich und die Wärme tut dir gut. Und das alles in diesem ruhigen und reinem Platz. Die Hektik der Bazarstraßen dringt hier nicht herein.
Perfekte Konditionierung!
Im Tempel ist alles kostenlos. Schlafen, trinken, essen.
Ein Kantinenkomplex speißt täglich 20 000 Pilgerer. Man setzt sich in Reihen auf den Boden. Leute laufen durch diese und werfen dir ein oder zwei Chapatibrote auf deine zum Himmel geöffneten Hände. Andere tragen eimerweise Bohnenmus oder Milchreis und bestücken damit deinen Teller. Also wenn ich mir dann mal irgendwann eine Religion aussuchen muss, kommt Sikh in die engere Auswahl.

Der Tempel ist ständig geöffnet. In der Nacht erstrahlt die gesamte Anlage. Die Luft kühlt sich zunehmend ab und die Pilger legen sich zum schlafen an den Beckenrand.


Nach zwei Tagen verlies ich den Tempel und brach auf zur letzten Radetappe nach Delhi. Noch knapp 500 km. Die letzten 500 wurden auch die entspanntesten 500. Mit dem Bewußtsein, das die Tour sich dem Ende nähert, genoß ich jeden Tag. Ich schlief nur in Hotels - kein Zelt mehr- und hielt ständig an um mir was leckeres zu Essen zu kaufen. Ziemlich abhängig bin ich von diesen indischen Süßigkeiten aus eingedickter Milch geworden. Burfi. Dazu ein oder zwei zuckersüße Milchtee.


Ich nutzte die Tage zum auf meine Tour zurück zu blicken. Auf die Länder und Leute die ich kennen lernen durfte und tröstete mich damit, dass Sie ja noch nicht ganz zu Ende ist. Noch habe ich ein paar Tage in Delhi, bis ich Diana treffe und mit ihr zu einer Tour in den Norden Indiens aufbreche.









2 Kommentare:

  1. Du hast es geschafft! Sehr gut :D ! Freue mich für dich, chrissibär!

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  2. Herzlichen Glückwunsch zur Ankunft in Neu-Dehli!!! Viele Grüße, Heinrich

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