Sonntag, 21. August 2016

Auf dem Karakorum-Highway

+++Kashgar+++Tshkurgan+++ Grenzübergang Pakistan+++Sost+++Karimabad+++
Die Tage in Kashgar gingen langsam zu Ende.
Vielleicht auch ganz gut so. Der nächtliche food-market ist echt mein Untergang. Soviele leckere Sachen lassen mich mehr und mehr Gewicht ansetzen und bringen mir Bauchschmerzen in der Nacht.
Auch meine Freunde mussten weiter. Sie hatten ein Busticket für Sonntag früh, welcher sie nach Osten brachte.
...
Sonntag ist auch der große Tierbazaar in Kashgar. Mit Manouk und Jonathan, die ich beide im Hostel kennen gelernt hatte, machten wir uns früh bei Zeiten auf den Weg dahin. Von überall her kamen die Händler. Mal mit nem kleinen TucTuc auf denen ein paar mickrige Ziegen standen, mal mit riesigen LKWs die ne ganze Schaafsherde zu transportieren schienen.
Auch sah ich hier zum ersten mal Yaks. Fürsorglich frisieren die Händler ihre Fettarschschaafe und setzten Akzente auf dem selben. Dann wurden diese an einem Seil zu Trauben zusammengebunden.


Um meine Vorräte aufzufrischen war das nicht der richtige Ort.
Also - zurück nach Kashgar Old Town um mich dort kiloweise mit Datteln und Nüssen einzudecken.
...
Der Karakorum Highway ist die einzige Verbindungsstraße zwischen China und Pakistan und führt durch die Gebirge Pamir, Hindukusch und Himalaya.
Apropos Pamir Gebirge: das Gebirge ist nach dem Deutschen Alfonso Pamir benannt, dem 1488 die erste dokumentierte Überquerung dieses Gebirges gelang. Es war ne riskante Tour - viele Männer starben dabei. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich der Name seiner Nachkommen zu Pamer.
Damit ist er ein direkter Vorfahre unserer Familie.

Der Highway wird auf chinesischer Seite zur Zeit neu ausgebaut, weshalb es sich so anfühlt, als würde man kilometerweit nur auf ner Baustelle fahren. Die Landschaft entschädigt allerdings.


Höher und höher wachsen die Berge um mich herum.
Ein Stausee auf der Strecke bringt dem Auge etwas Abwechslung. Blau und grau ist vorherrschend.

Am ersten Pass auf 4000 m traf ich eine australische Familie, die zu Fünft auf zwei Rädern für nen dreiviertel Jahr unterwegs sind.
Sachen gibts...

Dann endlich mal wieder ein Hotelzimmer in Tshkurgan. An das letzte richtige Bett kann ich mich kaum erinnern. Allerdings gelang es mir nicht am nächsten Tag die Stadt zu verlassen. Alle chinesischen Ausreiseformalitäten müssen hier, in dieser Stadt, erledigt werden. Weiterhin ist es nicht erlaubt auf eigene Faust bis zur 100 km entfernten Grenze zu radeln. Ich muss den Bus nehmen.
Und der Bus war heute schon weg.
Also unternahm ich das einzig Sinnvolle was mir einfiel um diesen Tag zu verbringen. Ich besorgte mir nen paar Bier und vertrödelt die Stunden im Hotelzimmer, indem ich mir irgendwelche schwachsinnigen Dokumentationen reinzog.
Freitag gelang es mir dann endlich China zu verlassen. Der Bus fuhr mich über den 4700 m hohen Khunjerab Pass ins pakistanische Sost.

A salam aleikum in der islamischen Republik Pakistan.
Dem Land in dem die Sharia herrscht.
Dem Land der langbärtigen Taliban und der Burkafrauen.
So dachte ich zumindest.
Tatsache war, dass mir eine unbeschreibliche Gastfreundschaft begegnete.
"Hello Sir! How are you?" grüßen mich die kleinen Kinder in perfektem Englisch.
Meine ursprüngliche Idee, mir nen übertriebenen Vollbart wachsen zu lassen um in Pakistan inkognito reisen zu können, wäre wohl nach hinten losgegangen. Regelmäßig werde ich von pakistanische Männern angehalten und über meine Reise ausgequetscht. Sie machen Selfis und bieten mir Essen und Trinken an. Jeden Tag mache ich eine handvoll facebook-Freunde.
"Don't worry about Pakistan! It's a save Region!" werde ich immer wieder darauf hingewiesen. So oft, dass ich mir dann doch langsam Gedanken mache, aus welchem Grund mir das jeder sagen muss.

Der Karakorum Highway - oder auch KKH, wie wir cool-people sagen - führt entlang des Indus nach Süden. Was soll ich sagen - die Fotos und Videos können meine Eindrücke der Landschaft nicht wirklich wiedergeben. Grüne Täler, eiskalte Gletscherflüsse und schneebedeckte Berge wechseln sich ab. Hinter jeder Kurve stockt mir der Atem.




Mit einem breiten Grinsen radel ich so durch diese Gegend, in der der Einfachheit halber nur Berge, höher als 7000 m, überhaupt einen Namen verdienen. Für mich unbegreiflich- habe ich doch die letzten 10 Jahre in einer Stadt verbracht in der selbst kleine Trümmerberge voller Ehrfurcht als "Teufelsberg" benannt werden.
Unwohl fühle ich mich nur, als ich durch einen 10 km langen Tunnel fahren muss. Stockduster ist es dort.
Die Autos dröhnen schon von weitem und ich hoffe jedes Mal, dass sie meine kleine Fahrradfunzel rechtzeitig entdecken.
Am späten Nachmittag erreiche ich Karimabad.
Bis Ende nächster Woche werde ich erneut einen 4000er Pass überquert haben.
Inschallah.

5 Kommentare:

  1. Das sieht atemberaubend aus. Geniess die Zeit und pass auf dich auf!

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  2. Das sieht atemberaubend aus. Geniess die Zeit und pass auf dich auf!

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  3. Ja is echt schön. Wo warst du eifentlich in Kirgistan?

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