Freitag, 5. August 2016

Die Buckelpiste

+++Ak-Tal+++Kasarman+++Jalalabad+++Osch-+++


In Kirgistan merkt man erst mal so richtig wie sehr man Entfernungen unterschätzen kann. Nen Tagesschnitt von 100 km kann man sich auf meiner Strecke abschmatzen.
Nicht allein die unbefestigte Straße und die Berge hindern einem am Vorwärtskommen. Am schlimmsten sind diese Bodenwellen. Als ob jemand mit nem Flug regelmäßige Furchen senkrecht zur Straße gezogen hat.
Diese stoppen das Rad sofort.

Allerdings entschädigt die Landschaft für alles.

Eingehüllt im Gebirge verlaufen die Wege. Manchmal durchquert man ein Tal mit einem Fluss, der die sonst so karge Landschaft in eine grüne Oase verwandelt.
Einmal am Tag kreuzt eine kleine Ortschaft. Die einzige Möglichkeit um Vorräte aufzufrischen und Menschen zu sehen.
Vor allem Menschen auf Eseln.
Manchmal sogar zwei auf einem. Diese Tiere müssen hier wahrscheinlich mehr aushalten als in Kolumbien.

Ich mach es mit also auf meinem Rad gemütlich, schmeiße ein Hörbuch an und genieße die Landschaft. Manchmal finde ich auch echt schöne Zeltplätze mit einem unendlichen Blick auf die Berge.
Die Entfernungen zu diesen einzuschätzen gelingt mir nicht. Manchmal stehen auf den Bergen einige Jurten oder es wachsen Bäume, die so winzig erscheinen, dass man Ehrfurcht vor der Größe der Landschaft bekommt.

Auch meinen dritten Platten habe ich hinter mir. Nen fieser Riss durch den ganzen Schlauch.
'Der lacht sich kaputt, wenn ich mich hier mit meinem Flickzeug probiere.'
Was Gutes hatte der ungewollte Stopp allerdings.
Erstens versuchte ich den Reifen nicht zu stramm aufzupumpen und war erstaunt, wieviel besser es sich damit fährt.
Des Weiteren realisierte ich auch, dass mein gutes Schweizer Taschenmesser nicht mehr bei mir war. Scheiße- ich hatte es bei der letzten Rast einfach liegen gelassen. Also fünf Kilometer zurück und mit etwas Glück habe ich es wieder gefunden. Ich bin halt nen pfiffiges Kerlchen und weiß wo ich meine Sachen habe.
...
Einherzzerreißendes Gewimmer drang aus einem Busch zu mir. Als ich näher kam, sah ich einen an einem Baum gefesselten Hund. Bei 32 Grad im Schatten- ohne Wasser!
'Solche Schweine! Wer macht denn sowas?'
Das arme Vieh konnte sich kaum bewegen- so kurz war der Strick. Also kletterte ich zu ihm hin und wollte ihn befreien, damit er mich voller Dankbarkeit anspringen kann, mich dabei umwirft und mir übers Gesicht schleckert während ich quietschvergnügt vor mich hingluckse und in Babysprache mit ihm spreche. Allerdings hatte er andere Pläne. Er bekam Angst vor mir und wollte mich zerfleischen. Es war anstrengend ihn los zuschneiden ohne meine eigene Hand dabei zu verlieren. Er schnallte allerdings nicht sofort, dass er wieder frei ist und gab mir somit die Möglichkeit zur Flucht.

Ein Pass von 3400 m lag vor mir.
Zu meinem Glück regnete es immer wieder an diesem Tag. Das war aber nicht so schlimm, denn ab einer Höhe von 3000 Metern befand ich mich über den Wolken.
Eine krasse Szenerie!
Ich gebe es auch gerne zu - mir war das viel zu steil und ich schob mein Rad einen Großteil der Strecke. Das spart zwar Kraft, kostet aber viel Zeit. Erst gegen späten Nachmittag erreichte ich den Gipfel und musste mich beeilen noch vor Sonnenuntergang einen Zeltplatz möglichst im warmen Tal zu finden.

Die nächste große Stadt war Jalalabad. Von hier aus nahm ich eine "Marschrutka"-einen Kleinbus - bis Osch. Ich musste für 4 Plätze bezahlen, damit ich es mir mit meinen Rad in der letzten Sitzreihe bequem machen konnte.
Ein altes Klassenfahrtsgesetz ist ja eh, dass hinten immer die "cool Kids" sitzen.
'Dann passt das ja!' dachte ich mir.

Ich hatte es eilig nach Osch zu kommen. In dieser Stadt, die nach dem Lieblingsspruch meiner Oma benannt ist ("Dein OSCH ist ein Moped!") fletzten schon seit ein paar Tagen Sonja, Aki und Nam im Garten eines Gasthauses. Wie die Wiedersehensfeier ablief brauch ich wohl nicht weiter zu erzählen. Langsam wird es zur Routine, dass wir uns spätestens nach einem Monat wieder treffen.
Ich freue mich auf die kommenden Stunden mit den dreien.


1 Kommentar:

  1. Der arme,arme Hundi. Schön,dass du Hundi befreit hast :D ! Hoffentlich läuft er nicht wieder zu seinem Herrchen zurück :/
    Deine Aufnahmen sind traumhaft! In Realität ist die Landschaft mit Sicherheit unbeschreiblich schön!
    Liebe Grüße aus Sulawesi :D

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